- 1854 -

1284. August 28. Neisse, in der Kapelle des Marienhospitals.

vig. decoll. Joh. bapt.

Mag. Franco, Archid. von Oppeln und Canon. von Breslau, schenkt dem Marienhospital zu Neisse, welches die Brüder vom hl. Grabe verwalten, 3 Hufen in Bela (Bielau) mit dem an dem Ufer der Biele gelegenen Gehöfte, in welchem sich ein steinerner Keller befindet, nebst einer mit dem Gehöft verbundenen Mühle. Von den Einkünften der erwähnten Aecker soll ein besonderer Priester gehalten werden, um in der Kapelle, welche Franco aus eignen Mitteln errichtet und mit einem Kelche, sowie dem nüthigen Schmucke ausgestattet hat, so nahe dem Hospitale, dass die Kranken in ihren Betten die Messe hören und das Sacrament sehen können, täglich eine Messe zu lesen. Der jetzige Prokurator des Hosp., Heinr., und die Brüder, haben sich verpflichtet, dies zu vollführen und auch an des Ausstellers Todestage jedesmal in der Kapelle 2 Kerzen aufzustecken und eine feierliche Todtenmesse zu halten.

Z.: Heinr. Procurator, Engilbert Diakon, Heinr. Kellermeister, Otto, Dietrich Brüder v. h. Grabe, Dietrich Pfarrer und Peter Schulz v. Bielau, Konr. de Thetov, Joh., Cristan, Cunat Sohn des Bäckers Wilhalm, sämmtlich Bürger von Neisse.


Am Schlusse findet sich in beiden Ausfertigungen von einer Hand, anscheinend des XV. Jahrh., der Vermerk: hiis literis per manum Nicholai scriptoris mei de mandato meo scriptis ego predictus mag. Franco in testimonium irrefragabile veritatis manu mea subscripsi. Wie es scheint, hat man also etwa 2 Jahrh. später sich mit der Untersiegelung der Urk. nicht mehr begnügen zu können geglaubt und jenen Unterschriftsvermerk so plump darunter gesetzt. Von der Urkunde besitzt das Staatsarch. 2 Original-Ausfertigungen Neisse, Kreuzstift 16 n. 17, insofern der Schenkung an das Kloster doch auch eine Verpachtung zu Gegenleistungen entspricht, beide gleichlautend (nur dass in No. 17 bei Erwähnung der beiden Wachskerzen hinter cereos das Wort competentes fehlt und auch der spätere Zusatz am Ende, weil der Raum fehlte, hier etwas kürzer gefasst ist), beide mit dem kleinen spitzrunden Siegel des Ausstellers in dunkelgrünem Wachse an Pergamentstreiten. Auf der Rückseite von No. 17, welches man wohl als das von Franco aufbewahrte Exemplar ansehen darf, linden sich, von einer anscheinend aus dem Anfange des XIV. Jahrh. stammenden Hand geschrieben, noch folgende halb verlöschte Worte: Antequam pervenissent ad manus incas iste litere, pervenerunt ad m. dom. A. archid. et scolast. Wratisl. et ideo mittatis homines qui alias intelligant (?) quia licet sit fidelis non s . . . . etc.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.